@article{Werner, author = {Hans-Ulrich Werner}, title = {\"Natural Sound\": Von der Bioakustik zur Biophonie}, series = {Beitr{\"a}ge aus Forschung \& Technik}, volume = {2009}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:ofb1-opus-273}, pages = {108 -- 112}, abstract = {Bioakustik, ein interdisziplin{\"a}res Gebiet der Biologie zwischen Klang und Umwelt, erf{\"a}hrt durch die Kunstkopf-H{\"o}rbilder des Naturforschers und Tonmeisters Walter Tilgner eine plastische, wissenschaftliche Erweiterung. Mit dem binauralen Kunstkopfverfahren zeichnet er nicht nur einzelne tier- und vogelkundliche Laute auf, sondern die gesamte Umgebung und ihr typisches Klangbild. W{\"a}hrend die Tierstimmenanalyse etwa der Ornithologie einzelne Formen des Vogelgesangs untersucht, geht es ihm und H{\"o}rk{\"u}nstlern wie Gordon Hempton, dem ‚Soundtracker‘, um das Wechselspiel zwischen den Arten in Zeit und Raum. Auch die p{\"a}dagogische Seite spielt eine Rolle, um den Rezipienten Naturklang als wertvolle Ressource nahezubringen. 1985 hat der Pionier Tilgner die ersten Naturlandschaften vollst{\"a}ndig digital aufgenommen und bei WERGO mit dem Label ‚Natural Sound‘ als CD publiziert. F{\"u}r den Komponisten und Wissenschaftler Dr. Bernie Krause aus Kalifornien repr{\"a}sentieren solche Aufnahmen {\"o}kologische Nischen in der Landschaft, von typischen Klangverl{\"a}ufen gepr{\"a}gt. In seinem eigenen Vergleich dichter Naturr{\"a}ume in S{\"u}damerika, Afrika und Asien werden sie unverwechselbar als akustischer Fingerabdruck nachweisbar. Der K{\"u}nstler- Forscher hat mit der Spektralanalyse so nicht nur seine ‚Nischen-Hypothese‘ entwickelt und empirisch best{\"a}tigt, sondern auch den Begriff der Biophonie gepr{\"a}gt: Naturkl{\"a}nge entfalten sich wie in einem musikalischen St{\"u}ck, sie sind der Komposition einer (Bio-)Symphonie vergleichbar. Die Stimmen der Spezies bilden arin den ‚materialen Klang‘ (den Ausdruck verdanken wir dem Komponisten Johannes Wallmann in Berlin). Darauf wirken die zeitlichen Prozesse und r{\"a}umlichen Faktoren der Umwelt, als ‚Geophony‘ aus Klima und Flora, durch Sonne, Wind, Erde und Wasser. Schlie{\"s}lich ver{\"a}ndert auch der Mensch die Naturlandschaft durch technische Ger{\"a}te, wie in der Tonaufnahme, und durch extensives Wirtschaften hin zur ‚Anthrophony‘. Der Klang der Natur ist also menschgemacht, und die Aufnahmen bedeuten nicht nur wertvollen Rohstoff f{\"u}r die Medien. Bioakustik und Biophonie fordern den Dialog von und {\"u}ber Natur und Kultur immer wieder neu heraus, wie hier im Spektrogramm einer Waldcollage, mit einer starken Motors{\"a}ge als Mittelpunkt [2].}, language = {de} }